5. Kapelle
Zur Geschichte der Kapelle
Standort:
Nordöstlich von Bösendürnbach an der Straße nach Mühlbach (B35).
48°31,01’ nördl.Br.
15°45,23’ östl.L.
Beschreibung:
Die mit Ziegeln gemauerte Kapelle steht seit 2016 zwischen zwei jungen Bäumen.
Im Inneren zeigen der Altar mit einer Marienstatue und Heiligenbilder aus jüngerer
Zeit, daß diese Andachtsstätte ständig gepflegt wird..
Maße:
200cm x 150cm, Gesamthöhe: 2,50 m
Entstehungszeit:
ca. 1880
Hans Windbrechtinger zitiert aus den Landes-Gerichtprotokollen der Herrschaft Grafenegg 1636-1652, (HHStA, Archiv Grafenegg,
Bd 415 fol 122a): Martersaillen. Den 20. Aug. 1650 wirdt Hl.Matheo Fino von dem Landgericht erlaubt und Ime gelassen, daß Er
seiner Devotion nach ein Martersaillen oder Creuz außer Dirnbach (=Bösendürnbach), gegen Milbach aufzurichten lassen möge.
Diese “Aufrichtung” könnte durchaus auf der Stelle der Kapelle des 19. Jahrhundert stattgefunden haben. Der Edle Herr, Matthias
Fino, der Röm:Khay:Mt: Qharttirmaister war zu dieser Zeit u.a. Besitzer des Radthoff zu Beesendiernbach. Erst mit der
Josephinischen Landesaufnahme vom Ende des 18. Jahrhunderts betreten wir gesicherten Boden. In dieser Karte ist an dieser Stelle
einen Bildstock eingezeichnet.
Im Herbst 1979 wurde mir von Einheimischen folgende Begebenheit, die etwa 1880 zur Errichtung der Kapelle geführt hatte,
erzählt: Alle Kinder einer Familie in Bösendürnbach seien an Diphterie gestorben – bis auf eines, das längere Zeit bei Verwandten
außer Hause war und so die Seuche überlebte. Zum Dank für die Rettung wäre dann die Kapelle errichtet worden. Aus Sicht der in
den Matriken verzeichneten Todesfälle ergibt sich nur teilweise ein ähnliches Bild: Im „zuständigen“ Gedenkbuch der Pfarre
Mühlbach ist die Krankheit in Bösendürnbach nur vereinzelt belegt. Im Ingedenk=Buch der l.f. Pfarre Hohenwarth I S.144 ist
allerdings zum Jahr 1878 folgendes zu lesen: Diphterie. In diesem Jahr tratt in dieser Pfarre die Diphterie auf. Zu Ebersbrunn
starben in einer Familie alle Kinder dreien der Zahl. In Hohenwart ebenfalls in 3 Familien in jeder 3 Kinder. Erkrankt aber waren
sehr viele Kinder, so das (sic!) der Schulunterricht einige Zeit unterbrochen werden mußte. In Ebersbrunn trifft es u.a. die Familie
Buchberger, in Hohenwarth die Familien Hofbauer und Schneider. Das Wissen um das entsetzliche Sterben der Kinder dürfte
wahrscheinlich in der Erzählung des Jahres 1979 nur die Örtlichkeit gewechselt haben. Danach wird die Kapelle vielleicht aus
Dankbarkeit für den glimpflichen Verlauf des Seuchenzugs in Bösendürnbach, vielleicht als Ersatz eines alten Bildstockes errichtet
worden sein.
2016 waren die beiden früher die Kapelle flankierenden Sommerlinden am Ende ihrer Lebenszeit angelangt – sie waren wohl
gleichzeitig mit der Errichtung der Kapelle gepflanzt worden. Kurz nach einer umfassenden Kapellen-Renovierung wurden 2016
zwei junge Bäume gesetzt.