11. Diermayr-, Pest-, Urlauberkreuz
Die Flurdenkmäler der Gemeinde Hohenwarth-Mühlbach
Zur Geschichte des Bildstockes Auf der Anhöhe südwestlich von Bösendürnbach steht ein Tabernakelpfeiler; während die Bezeichung Pest-Kreuz nur mündlich überliefert ist, läßt der Name Urlauber-Kreuz auf die Funktion des Bildstockes schließen. Aus Grafenegg ( HHStA, Archiv Grafenegg Landgerichtsprotokolle 1636-1652: B 415/S 122a) führt uns ein Bericht – dankenswerter von Hans Windbrechtinger mitgeteilt – auf ganz sicheren Boden : Martersaillen. Den 20. Aug. 1650 wirdt [von dem Landgericht Grafenegg] ingleichen dem Andreas Diermayr zu Wintorf erlaubt aines [ein Martersaillen oder Creuz] ober Wintorf, wo man auf Diernpach gehet, aufzurichten. Andre Diermayr wohnt seit 1644 in Wiedendorf und hat 1650 mit einiger Sicherheit den Bildstock errichtet – vielleicht als ex voto aus glücklich überstandener Schwedengefahr. Am Aufsatz gegen Süden – also der ‚Schauseite‘ – befindet sich in einer flachen Rundbogennische das Relief einer Pietà vor dem Kreuz. Die oftmaligen Renovierungen – letztmals 1984 – deuten auf die Wichtigkeit dieses Flurdenkmales hin: es markiert(e) nicht nur die Anhöhe, sondern auch Orts-, Bezirks- und Viertelgrenze. Weiters tritt an dieser Stelle ein alter Weg – die Böhmstraße – in unser Gemeindegebiet. Dieser Weg führte vom Donauübergang Traismauer-Grafenwörth kommend über Straß nach Mühlbach, von hier aus nach Reinprechtspölla und weiter nach Norden in Richtung Iglau. (vgl. [Ludwig] Brunner, Vorarbeiten zur Geschichte Eggenburg. In: Blätter d. Vereins f. Landeskunde von Nieder- österreich (1918)/S.4 ff.; Peter Csendes, Die Straßen Niederösterreichs im Früh- und Hochmittelalter. =Phil. Diss.Wien 1966). Man darf sich diese Fernverbindung natürlich nicht als einen Weg vorstellen, sondern es gab verschiedene "Äste", d.h. der Name Böhmstraße taucht an mehreren Orten der Umgebung auf. So führt(e) auch von Fels am Wagram über Gösing eine ‚Böhmstraße‘ nach Mühlbach. Solche alte Wege wurden mit verschiedenen Flurdenkmälern, deren Entstehung oft mit der Benützung der Straßen in Zusammenhang stand, markiert – ursprünglich wahrscheinlich aber mit Holzkreuzen und zwar so, daß man von einem Kreuz zum anderen sehen und so den Wegverlauf erkennen konnte. Abzweigungen oder das Überschreiten einer Grenze wurden ebenfalls dem Wanderer angezeigt. Von dem Platz unseres Bildstock sieht man über die Senke von Elsarn hinweg auf halber Höhe des nächsten Hügelrückens den Vollblockpfeiler des Hans Georg Hail aus dem Jahr 1697. Die Sichtverbindung ist zwar jetzt durch ein modernes Wohnhaus arg behindert, sie bestand aber in früheren Zeiten in obigem Sinne. Auch gegen Norden ist die Böhmstraße mit Flurdenkmälern bezeichnet. Die Inschriften unseres Bildstockes sind zwar lesbar, die Buchstabenfolgen – M K , I. G. S. und P.S.P. - kürzen höchstwahrscheinlich Namen ab. Die Suche in den Matriken von Straß, Elsarn, Diendorf und Mühlbach nach einem passenden Vornamen und zwei Buchstaben für einen etwa ‚zusammengesetzten‘ Familiennamen – z.B. Stain Precher – ist überaus aufwendig und bisher erfolglos.
Standort: an der Viertelgrenze sw. von Bösendürnbach 48°30,19’ nördl.Br. 15°45,83’ östl.L. Beschreibung: Vollblockpfeiler, oben flache Steinpyramide mit Steinkreuz Maße: Basisplatte: 90cm x 85cm; Höhe: ca. 30cm Sockel: 35cm x 35cm; Höhe: 50cm Pfeiler: 27cm x 27cm; Gesamthöhe: ca. 3,30m Entstehungszeit: 1650, in der jetzigen Form ungewiß
Bösendürnbach
am Aufsatz gegen Osten (Abb. rechts): M.K [.] RENVVIRT I.G.[x] S. P.S.P. 1795 am vorkragenden Gesims unter dem Aufsatz: gegen Osten: 1984 gegen Norden: 1929 gegen Süden: 1956 darunter rechts am obersten Schaft: 1786
Inschriften: